Milben (Ektoparasiten)
Dr.med.vet.Petra Maritzen
Der häufigste Milbenbefall beim Hund betrifft die Ohren (Otodectes cynotis). Weiters kommen der Befall mit Haarbalgmilben (Demodex canis), Räudemilben (Sarcoptes canis), Raubmilben (Cheyletiella parasitivorax) und Grasmilben (Neotrombicula autumnalis) vor. Je nach Stärke des Befalls und um welche Milbe es sich handelt, unterscheiden sich Veränderungen von Haut und Haarkleid.
Ohrmilben (Otodectes cynotis)
Verbreitung:
Die Übertragung erfolgt in erster Linie durch direkten Kontakt. Otodectes cynotis ist bedingt wirtsspezifisch. Sie befällt vor allem Carnivoren (Fleischfresser).
Symptome:
Die Milbe lebt im äußerer Gehörgang bzw. der inneren Ohrmuschel, wo sie die Zellen der Epidermis ansticht und sich von der austretenden Lymphflüssigkeit ernährt. Das verursacht Juckreiz und vermehrte Absonderung von Cerumen (Ohrschmalz). Die Folge sind Entzündungen im Gehörgang. Durch Sekundärinfektionen mit Bakterien kommt es zu einem eitrigen Prozess. Milben sind dann meist nicht mehr zu finden.
Diagnose:
Typisch ist rötlich-braunes bis schwarzes Ohrschmalz im äußeren Gehörgang, verbunden mit Juckreiz. Später bilden sich Krusten und Borken am Ohrrand und Ohrgrund. Der Hund schüttelt heftig den Kopf und kratzt unaufhörlich an den Ohren. Bei Betrachtung des Gehörganges mit Hilfe des Otoskopes (Ohrspiegel) sind lebende Milben und Eier sichtbar. Nach der Entnahme von etwas Ohrschmalz können Milben unter dem Mikroskop nachgewiesen werden.
Therapie:
Ohrmilben sollten, insbesondere bei bakteriellen Sekundärinfektionen, vom Tierarzt behandelt werden. Zu Beginn der Therapie werden die Ohren gründlich gereinigt. Anschließend werden meist Präparate, die sowohl die Milben abtöten als auch gegen die bakteriellen Sekundärerreger wirksam sind und die Entzündung bekämpfen, ins Ohr eingebracht. Die handelsüblichen Präparate sind in der Regel Emulsionen, die ein Akarizid, ein Antibiotikum und oft auch ein Cortison enthalten.
Da der Entwicklungszyklus vom Ei über 1 Larven- und 2 Nymphenstadien zur Milbe durchschnittlich 3 Wochen dauert, sollte die Behandlung ca. 2 - 3 Wochen durchgeführt werden, um alle Parasiten abzutöten.
Es sollten alle Tiere, die mit dem befallenen Tier Kontakt hatten, mitbehandelt werden.
Haarbalgmilben (Demodex canis)
Verbreitung:
Demodex-Milben sind in geringer Anzahl als normale Bewohner der Haarfollikel und auch der Talg- und Schweißdrüsen anzusehen. Die Übertragung der Milben erfolgt von der Hündin auf die Welpen binnen der ersten Lebenstage.
Wenn der Hund geschwächt ist, können sich die Milben stark vermehren und es kommt zum Ausbruch der Demodikose.
Demodex-Milben sind streng wirtsspezifisch. Eine Ansteckung anderer Tiere oder eine Übertragung auf den Menschen wird nach derzeitigem Wissenstand ausgeschlossen.
Die Milben stechen die Keratinozyten in den Haarfollikeln zur Nahrungsaufnahme an, wodurch diese zu vermehrter Keratinproduktion angeregt werden. Das Keratin verstopft den Follikelausgang. Es kommt zur Dehnung des Haarbalgs durch Vermehrung der Milben und Ansammlung von Talg. Die Folge ist Haarausfall.
In der Regel erfolgt eine bakterielle Sekundärinfektion mit Staphylokokken oder Streptokokken. Gelegentlich gelangen Milben in die Blut- bzw. Lymphbahn wenn ein infizierter Follikel reißt. Sie können dann in den Lymphknoten nachgewiesen werden.
Symptome:
Hauptsächlich sind Jungtiere kurzhaariger Rassen betroffen. Zu Beginn kommt es zu Haarlosigkeit an Stellen, die beim Saugen Kontakt mit dem Muttertier hatten (Oberlippe, Augenlider, Stirn und Ohren). Es folgt eine Ausbreitung auf Hals, Brust, Bauch und Schenkelfalten. Bei leichten Fällen findet man eine "Brillenbildung" durch Haarausfall rund um die Augen und an den Lidern. Oft treten die Veränderungen erst nach Absetzen vom Muttertier auf.
Bei älteren Hunden ist Demodikose selten und dann oft mit erworbener Immunschwäche verbunden. Je nach Ausdehnungsgrad wird zwischen lokalisierter und generalisierter Demodikose unterschieden. Auch im Erscheinungsbild gibt es verschiedene Formen:
lokalisierte Demodikose (Alopezieform):
Es handelt sich um die mildeste Form der Demodikose. Auffällig sind kleine umschriebene haarlose Stellen mit geringer kleieartiger Schuppenbildung vor allem am Kopf (Augen, Lefzen), aber auch am Hals, den Gliedmaßen und am Rumpf. Es kann zur Spontanheilung oder Ausweitung zu einer generalisierten Demodikose kommen:
Squamöse Form:
Schuppendes Ekzem, Haarausfall, Schuppung und Talgbelag, gerötete Haut, Hautverdickung sind zu beobachten.
Pustulöse Form (entwickelt sich aus der squamösen Form):
Tritt oft bei über 2 Jahre alten und besonders bei kurzhaarigen Hunden auf und geht mit derben blauroten Knötchen einher, die in gelbe, braunrote oder schwärzliche Pusteln übergehen. Auf leichten Druck entleert sich eine talgartige, durch Sekundärinfektion eitrige Masse, mit Blut und zahlreichen Milben vermischt. Befallene Hautstellen sind geschwollen und entzündet, Haarausfall und Hautverdickung sind zu beobachten, später wird die Haut faltig und borkenähnlich zerklüftet, die Haut verfärbt sich blaurot. Juckreiz ist bei dieser Form außer bei Sekundärinfektionen selten.
Atypische Form:
Über den ganzen Körper verstreut findet man auf kleinen umschriebenen schuppigen Bezirken Haarausfall, erbsenförmigen Knötchen und Pusteln, die auch nässen. Meist kein Juckreiz.
Squamopapulöse Form (entwickelt sich aus der squamösen Form):
Hautveränderungen in Form von kleinen erbsenförmigen Knötchen auf schuppenden, haarlosen Stellen. Juckreiz muss nicht vorhanden sein.
Pododemodikose (Demodex-Pododermatitis):
Hier sind Veränderungen vor allem im Zwischenzehenbereich und an den Zehen zu beobachten.
Otitis externa durch Demodex (selten):
Die Veränderungen sind auf das Ohr beschränkt. Es finden sich Milben im Ohrschmalz/Geschabsel des äußeren Gehörgangs.
Diagnose:
Zum Nachweis von Demodexmilben sind sogenannte tiefe Hautgeschabsel notwendig, wobei der Tierarzt die oberflächlichen Hautschichten mit einer Klinge abschabt und anschließend unter dem Mikroskop untersucht.
Therapie:
Eine Selbstheilung ist bei lokaler Demodikose innerhalb von 3-8 Wochen möglich.
Als Behandlung für lokale Demodikose kommen Akarizide äußerlich zur Anwendung.
Bei einer generalisierten Demodikose ist zusätzlich eine Antibiotikatherapie aufgrund der meist auftretenden bakteriellen Sekundärinfektionen erforderlich.
Bei Welpen ist auch das meist unauffällige Muttertier mitzubehandeln.
Eine wichtige therapeutische Maßnahme besteht auch in der Stärkung der Konstitution des Tieres (Entwurmung, optimale Haltungsbedingungen).
Räudemilben (Sarcoptes canis)
Verbreitung:
Sarcoptes canis ernährt sich von Zell- und Gewebsflüssigkeit und besiedelt die oberste Hautschicht.
Die weibliche Milben bohren Gänge in die Haut, in die sie ihre Eier legen. Die Nymphen und Männchen halten sich auf der Körperoberfläche auf.
Die Übertragung der Milben erfolgt durch Kontakt mit befallenen Hunden, Füchsen, Mardern etc.
Hunde jeden Alters können befallen werden.
Symptome:
Leitsymptom ist hochgradiger Juckreiz. Zu Beginn ist im Kopfbereich (Nasenrücken, Augenbogen, Ohrränder) vermehrte Schuppenbildung zu beobachten. Die Ausbreitung erfolgt dann über den ganzen Körper, wobei vorwiegend die Extremitäten (Ellbogen u. Sprunggelenk), Achselhöhlen, Unterbauch und Schenkelinnenseiten betroffen sind.
Bei Verschleppung der Räude kommt es aufgrund von Hypersensivität gegen Milbenantigen zu Haarausfall, Krusten, Vergröberung der Hautfelderung und Hautverdickung am ganzen Körper.
Diagnose:
Typisch sind verdickte schuppige Ohrränder.
Der Tierarzt wird wie beim Nachweis von Demodexmilben tiefe Hautgeschabsel von den veränderten Stellen nehmen. Die Identifikation des Parasiten erfolgt unter dem Mikroskop.
Eine weitere Möglichkeit ist auch eine serologische Untersuchung, bei der Antikörper (Ig G) gegen Milbenantigen nachgewiesen werden.
Therapie:
Vor Behandlungsbeginn ist es ratsam, den Hund mit einem keratolytischen (hornschichtauflösenden) Shampoo zu baden. Anschließend kommen Akarizide äußerlich zur Anwendung.
Es sollten alle empfänglichen Tiere, die mit dem befallenen Tier Kontakt hatten, mitbehandelt werden.
Raubmilbe (Cheyletiella parasitivorax)
Verbreitung:
Cheyletiellamilben leben auf der Hautoberfläche und im Haarkleid, sie ernähren sich vorwiegend von Hautprodukten und Gewebsflüssigkeit des Wirtes. Dazu stechen sie die Haut des Wirtes an. Ihre gesamte Entwicklung machen die Milben am Wirtstier durch. Die Eier werden an den Haaren kokonartig umsponnen.
Cheyletiellose ist hochansteckend. Die Übertragung erfolgt durch Kontakt mit Trägertieren, aber auch über Pflegegeräte wie Bürsten oder Kämme.
Cheyletiella yasguri bevorzugt den Hund als Wirt. Der Befall von anderen Tierarten und des Menschen ist allerdings möglich.
Symptome:
Die Cheyletiellose kann in verschiedenen Formen auftreten, wobei bei älteren Tieren häufig auch ein symptomloser Verlauf möglich ist.
In den Fällen, in denen Symptome auftreten, wird häufig eine hochgradige Schuppenbildung vor allem im Bereich der Kruppe, des Rückens und des Kopfes, verbunden mit hochgradigem Juckreiz, beobachtet. Oft sind auch die Ohrmuscheln betroffen. Besonders Jungtiere zeigen massive Hautveränderungen. Die Haut ist borkig-schuppig, das Haarkleid ölig. Bei lang andauernden Infektionen tritt aufgrund von allergischen Reaktionen Haarausfall auf. Ein starker Befall kann zu räudeartigen Erscheinungen führen (besonders bei Jungtieren)
Häufig ist eine Verstärkung des Juckreizes nachts und in warmer Umgebung zu beobachten.
Diagnose:
Die Raubmilben sind meist bereits mit Hilfe einer starker Lupe am Tier nachweisbar. Ansonsten können sie mit der Klebestreifenmethode festgestellt werden, wobei das am Klebestreifen haftende Material unter dem Mikroskop auf Milben untersucht wird. Eventuell reicht es auch aus, das Tier mit einem Flohkamm zu kämmen und die ausgekämmten Haare und Schuppen unter dem Mikroskop zu betrachten.
Therapie:
Die Therapie erfolgt durch äußerliche Behandlung mit einem Akarizid. Auch Bürsten, Halsbänder, Decken usw. mit einem Akarizid behandeln. Eine sorgfältige Umgebungsbehandlung ist sehr wichtig für den Therapieerfolg um einem Neubefall vorzubeugen.
Behandeln Sie alle Tiere, die mit dem befallenen Hund Kontakt hatten.
Grasmilbe (Neotrombicula autumnalis)
Verbreitung:
Die erwachsene Milbe lebt im Boden, bei Dürre, Frost und Regen bis zu 90 cm tief. Im Spätsommer und Herbst schlüpfen die Larven und warten an Gräsern und anderen Pflanzen auf vorbeimarschierende Tiere und Menschen. Die Larve saugt insgesamt 2-3 Tage, wobei sie auf das Mehrfache ihrer ursprünglichen Größe anschwillt.
Anschließend lässt sie sich fallen, dringt in den Boden ein und entwickelt sich dort im Laufe der nächsten Monate über das Nymphenstadium zur erwachsenen Milbe.
Symptome:
Die Larve stößt ihre Haken durch die Haut. Der in die Wunde gedrückte Speichel löst die oberste Zellschicht auf. Die dabei entstehende Füssigkeit wird aufgesaugt. Erneute Speichelabgaben vertiefen die Wunde. Der abgegebene Speichel enthält Stoffe, die fürchterlich jucken. Die Tiere kratzen und lecken sie sich an den betroffenen Stellen derart, dass großflächige blutige und krustige Veränderungen auftreten können. Bevorzugte Ansiedlungsorte sind weiche Hautpartien wie Zwischenzehenhäute, Ellenbogenbeuge, Kopfbereich, Ohrmuscheln, Bauch, Anus, Vulva und Schwanzspitze.
Diagnose:
Im typischen Fall ist ein Befall mit Larven der Grasmilben anhand der kleinen orangen blütenstaubähnlichen Auflagerungen leicht zu erkennen. Bei Tieren, die sich extrem lecken, kratzen und beißen, sind die Spuren oft verwischt. Die typische Lokalisation und die passende Jahreszeit (Juli bis Oktober) ermöglichen meist die Diagnose.
Therapie:
Im Prinzip verschwinden die Milben von selbst wieder und fügen dem Wirt außer dem Juckreiz keinen Schaden zu. Baden Sie den Hund mit einem geeigneten Hundeshampoo, das antiparasitäre Wirkstoffe enthält (erhältlich beim Tierarzt, in Tierhandlungen und Drogeriemärkten). Auch die gegen Flöhe und Zecken wirksamen Arzneimittel zeigen eine gewisse Wirkung.
Bei hochempfindlichen Tieren kann nur eine Behandlung mit juckreizstillenden Tabletten oder Injektionen während der ganzen Milbensaison helfen (Tierarztbesuch).
Quelle
http://www.retriever.at/Retriever/Gesundheit/Parasiten/Milben.html
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Quelle:
Schweizerische Vereinigung für Kleintiermedizin